Stimmt es, dass es schon immer Klimawandel gab?

Anton, 12 Jahre

Ja, das stimmt.

Schaut man sich die Erdge­schichte an, dann war das Klima immer eine Achter­bahn­fahrt. Unzäh­lige Male war es schon viel kälter, aber auch um einiges wärmer als heute. Seit mehr als zwei Millionen Jahren ist Eiszeit auf der Erde, was man daran erkennt, dass Nord- und Südpol das ganze Jahr über mit Eis bedeckt sind. Dass wir von der Eiszeit nichts mitbe­kommen, liegt daran, dass wir gerade in einem soge­nannten Inter­gla­zial leben, einer langen Warm­zeit, die vor etwa 12.000 Jahren begann. Kalt­zeiten, die man Glaziale nennt, und Warm­zeiten, soge­nannte Inter­gla­ziale, wech­seln sich unge­fähr alle 100.000 Jahre ab. Die Ursa­chen hierfür sind sehr komplex. Eine wich­tige Rolle spielt die Posi­tion der Erde zur Sonne, die Zusam­men­set­zung der Gashülle der Erde, Luft- und Meeres­strö­mungen und der Zustand der Erdober­fläche. Große Natur­er­eig­nisse wie Vulkan­aus­brüche haben oft das Klima beeinflusst.

Folge unserem Klimazeitstrahl durch die Vergangenheit Thüringens!

Die Urmen­schen von Bilzings­leben lebten vor 300.000 Jahren in einer Warm­zeit wie wir, genauso wie die Nean­der­taler von Weimar-Ehringsdorf vor 200.000 Jahren. In Warm­zeiten war es mild und feucht, sodass Pflanzen üppig wachsen konnten. In den großen Wäldern, die Thüringen bedeckten, fanden Wald­ele­fanten und Wald­nas­hörner reich­lich Nahrung und in den Flüssen tummelten sich Fluss­pferde – kaum zu glauben in der Eiszeit! mehr dazu HIER

Warm­zeit heißt aber nicht, dass es immer warm ist, sondern das die Durch­schnitts­tem­pe­ratur höher war. Beson­ders günstig war unser Klima, als die Menschen vor 7.000 Jahren in Thüringen sess­haft wurden und begannen, Ackerbau zu betreiben und Tiere zu züchten. mehr dazu HIER

Auch während der frühen Bron­ze­zeit vor etwa 4.000 Jahren konnte sich der Fürst von Leubingen noch über sehr ange­nehmes Wetter freuen.

Eher kühl war es hingegen in der Frühen Eisen­zeit vor 2.500 Jahren, als die Kelten nach Südthü­ringen einwan­derten und auch die Menschen im Thürin­gi­schen König­reich erlebten in den Jahr­hun­derten nach Christi Geburt ziem­lich wech­sel­haftes Klima.

Die Römer hatten eben­falls jahr­hun­der­te­lang Glück mit dem Klima und konnten dank milder, stabiler Tempe­ra­turen die vielen Menschen ihres Reiches ernähren.

Das Hochmittel­alterliche Klima­op­timum vor 1.000 Jahren war ideal für Land­wirt­schaft und Weinbau – auch bei uns in Thüringen. Überall in Europa wuchs die Bevöl­ke­rung, Städte wurden gegründet und präch­tige Kathe­dralen wie der Naum­burger Dom wurden gebaut.

Für die Zeit vom 15. bis zum 19. Jh. spricht man in Europa aufgrund der kühlen Tempe­ra­turen sogar von einer „Kleinen Eiszeit“, in der die Glet­scher der Alpen größer waren als in den Jahr­tau­senden zuvor. Die Refor­ma­tion und die Schre­cken des Drei­ßig­jäh­rigen Krieges fallen in diese Zeit und gingen einher mit Miss­ernten und Hungers­nöten. Als Wolf­gang Amadeus Mozart 1791 die Melodie zu Chris­tian Adolph Over­becks Gedicht „Komm lieber Mai und mache“ schrieb, bekamen die Bäume erst im Mai die ersten grünen Blätt­chen und nicht wie heute schon im April oder sogar März…

Auf unsere heutige Warm­zeit müsste eigent­lich in ein paar hundert Jahren wieder eine lange Kalt­zeit folgen, in der die Glet­scher Nord­eu­ropas und der Alpen wieder wachsen. Es kann aber sein, dass die durch den Menschen produ­zierten Treib­haus­gase dafür sorgen, dass die Warm­zeit länger dauert und auch wärmer wird, als das norma­ler­weise der Fall wäre.