Seit wann halten Menschen Schweine und gibt es ein Urschwein?

Anuk, 8 Jahre

Oh, spannende Frage… über die Vorfahren unseres Hausschweines  streiten Archäologen und Genetiker schon lange!

Archäo­lo­gi­sche Funde beweisen, dass vor unge­fähr 10.500 Jahren die Wild­schweine im Orient gezähmt wurden. Zusammen mit anderen Haus­tieren brachten die ersten Bauern sie mit nach Europa. Diese Wande­rung dauerte mehrere Jahr­tau­sende und führte über die heutige Türkei und den Balkan (Südost­eu­ropa). Vor 7500 Jahren gab es auch bei uns erste Bauern, die unter anderem Schwei­ne­zucht betrieben.

Forscher können heute anhand von Knochen­resten dieser frühen Schweine die DNA, den Bauplan dieser Tiere, unter­su­chen. Inter­es­san­ter­weise fand man dabei viel mehr DNA unserer euro­päi­schen Wild­schweine als des anato­li­schen Urschweines, das mit den Einwan­de­rern zu uns kam.

Eines der ältesten belegten Haus­schweine Deutsch­lands stammt aus Nord­deutsch­land. Es lebte vor ca. 7000 Jahren und wurde von einer Gruppe Menschen der Ertebølle-Kultur verspeist. Diese Menschen waren aber noch Jäger und Sammler und keine sess­haften Bauern.

Die große Frage war: Haben die in Mittel­eu­ropa lebenden Jäger und Sammler viel­leicht auch Schweine gezüchtet?

Jung­stein­zeit­liche Werk­zeuge aus Wild­schwein­hauern, gefunden in Etters­burg bei Weimar

Die Forscher vermuten heute, dass die Haus­schweine der einge­wan­derten Bauern damals frei­lau­fend lebten. So konnten sie sich mit den Wild­schweinen aus der Umge­bung Nach­wuchs schaffen und waren trotzdem jeden Abend pünkt­lich zur Fütte­rung wieder zu Hause. Dies könnte auch erklären, wie die weiter nörd­lich lebenden Jäger einen Hausschwein-Nachkommen erlegen konnten.

Das Urschwein – Die Urschweine?

Unser Haus­schwein hat genau genommen zwei Vorfahren: Das orien­ta­li­sche und das euro­päi­sche Urschwein. Die ersten Bauern brachten ihre Haus­schweine mit, aber die hier lebenden wilden Formen ersetzten die frühen orien­ta­li­schen. Im modernen Schwein sind nur noch 4% Genma­te­rial des orien­ta­li­schen Urschweines enthalten. Das ist übri­gens genauso viel, wie Neandertaler-DNA im modernen Menschen erhalten blieb.

Schweinevorfahren in Thüringen und Weimar

Funde von gezähmten Schweinen (Sus scrofa dome­sticus) sind seit der Jung­stein­zeit, z.B. nahe der Toten­hütte in Schön­stedt, in Thüringen belegt.
Die Unter­su­chung einer Sied­lung der frühen Bron­ze­zeit bei Sund­hausen (Land­kreis Nord­hausen) belegt die Schwei­ne­hal­tung in geringem Umfang. Die Tiere wurden maximal 2 Jahre alt und dann geschlachtet.
In der vorrö­mi­schen Eisen­zeit (latène­zeit­lich) sind Haus­schweine z.B. in Remda (Kreis Rudol­stadt) belegt. Auch in Weimar wurden Schwei­ne­kno­chen gefunden, diese stammen über­wie­gend von mittel­al­ter­li­chen Speiseresten.

Historische Aufnahme eines merowingerzeitlichen Grabes aus Weimar mit Schweineknochen.
Histo­ri­sche Aufnahme eines mero­win­ger­zeit­li­chen Grabes aus Weimar mit Schweineknochen.
Schweine lieferten nicht nur leckeren Schinken. Kleine Tonfiguren wie dieses mittelalterliche Sparschwein aus Billeben waren im wahrsten Sinne des Wortes „Geldwert“.