Oh, spannende Frage… über die Vorfahren unseres Hausschweines streiten Archäologen und Genetiker schon lange!
Archäologische Funde beweisen, dass vor ungefähr 10.500 Jahren die Wildschweine im Orient gezähmt wurden. Zusammen mit anderen Haustieren brachten die ersten Bauern sie mit nach Europa. Diese Wanderung dauerte mehrere Jahrtausende und führte über die heutige Türkei und den Balkan (Südosteuropa). Vor 7500 Jahren gab es auch bei uns erste Bauern, die unter anderem Schweinezucht betrieben.
Forscher können heute anhand von Knochenresten dieser frühen Schweine die DNA, den Bauplan dieser Tiere, untersuchen. Interessanterweise fand man dabei viel mehr DNA unserer europäischen Wildschweine als des anatolischen Urschweines, das mit den Einwanderern zu uns kam.
Eines der ältesten belegten Hausschweine Deutschlands stammt aus Norddeutschland. Es lebte vor ca. 7000 Jahren und wurde von einer Gruppe Menschen der Ertebølle-Kultur verspeist. Diese Menschen waren aber noch Jäger und Sammler und keine sesshaften Bauern.
Die große Frage war: Haben die in Mitteleuropa lebenden Jäger und Sammler vielleicht auch Schweine gezüchtet?
Die Forscher vermuten heute, dass die Hausschweine der eingewanderten Bauern damals freilaufend lebten. So konnten sie mit den Wildschweinen aus der Umgebung Nachwuchs schaffen und waren trotzdem jeden Abend pünktlich zur Fütterung wieder zu Hause. Dies könnte auch erklären, wie die weiter nördlich lebenden Jäger einen Hausschwein-Nachkommen erlegen konnten.
Das Urschwein – Die Urschweine?
Unser Hausschwein hat genau genommen zwei Vorfahren: Das orientalische und das europäische Urschwein. Die ersten Bauern brachten ihre Hausschweine mit, aber die hier lebenden wilden Formen ersetzten die frühen orientalischen. Im modernen Schwein sind nur noch 4% Genmaterial des orientalischen Urschweines enthalten. Das ist übrigens genauso viel, wie Neandertaler-DNA im modernen Menschen erhalten blieb.
Schweinevorfahren in Thüringen und Weimar
Funde von gezähmten Schweinen (Sus scrofa domesticus) sind seit der Jungsteinzeit, z.B. nahe der Totenhütte in Schönstedt, in Thüringen belegt.
Die Untersuchung einer Siedlung der frühen Bronzezeit bei Sundhausen (Landkreis Nordhausen) belegt die Schweinehaltung in geringem Umfang. Die Tiere wurden maximal 2 Jahre alt und wurden dann geschlachtet.
In der vorrömischen Eisenzeit (latènezeitlich) sind Hausschweine z.B. in Remda (Kreis Rudolstadt) belegt. Auch in Weimar wurden Schweineknochen gefunden, diese stammen überwiegend von mittelalterlichen Speiseresten.