Die Burg im Mittelalter
Kaum ein Bild steht so sehr für das Mittelalter wie die Burg. Doch hat man hier stets die Bauten des späten Mittelalters (13.–15. Jh.) vor Augen. Befestigte Plätze der Eliten gab es jedoch auch in Mitteleuropa bereits viel früher. Seit der Jungsteinzeit sind große befestigte Siedlungen und Fluchtburgen bekannt. Erst die mittelalterliche Gesellschaftsstruktur (Feudalismus) ermöglicht die Befestigungsanlage, die gleichzeitig adeliger Wohnsitz ist. Sie boten als Mittelpunkt der Herrschaft Schutz, ermöglichten die Kontrolle des Territoriums und waren gleichzeitig Zentrum des Wirtschaftslebens.
Je nach Zeit, Region, Besitzer, Funktion und Finanzkraft, besitzen die Burgen Palisaden und/oder Mauern, mindestens einen Burggraben, Bergfried, Zugbrücke, und schließlich auch Zwinger. Die Anlagen unterscheiden sich in Ausführung und Funktion stark. Die ersten mittelalterlichen Burgen waren hölzerne Türme, die später mit Palisaden umgeben worden sind. Liegt die Burg auf einem kleinen Hügel, nennt man sie Motte. Sie befanden in oder am Rand der Siedlungen, oft in Nähe der Kirche. Konnten die Eigentümer ihre Macht ausbauen, wuchs auch die Anlage. Zuerst ist der Turm, dann weitere Bauten in Stein erneuert worden.
So verhielt es sich auch mit den Pfalzburgen. Sie waren das Stützpunktsystem des mittelalterlichen Reisekönigtums. Die Anlagen waren ständig besetzt und die Einwohner erarbeiteten einen Vorrat, der es ermöglichte, für eine bestimmte Zeit Kaiser oder König mit dem zugehörigen Hofstaat und anreisenden Gästen aufzunehmen.
Mit den Kreuzzügen lernte man neue Bauformen kennen. In Mittel- und Westeuropa kamen große Wohntürme in Mode. Innovationen in Belagerungs- und Waffentechnik erforderten immer größere und wehrhaftere Anlagen. Die Burgen sind aus den Orten in schwer zugängliche Gebiete verlagert worden. Es entstanden Höhen- und Niederungsburgen. Je nach Lage unterscheidet man Spornburgen, Gipfelburgen, Hangburgen oder auch Höhlenburgen oder die Wasserburg an Flüssen und Seen. Ihre Größe variiert stark von der kleinen Turmburg bis zu den großen Reichsburgen.
Das Leben auf der Burg erforderte oftmals sehr viele Bedienstete. Die Versorgung der Bewohner ist durch die umliegenden Dörfer gewährleistet worden. Die dort tätigen Bauern und Handwerker sicherten die Existenz der Burg dauerhaft.