Seit wann müssen Menschen Socken tragen?

Gabriel, 4 Jahre

Zugegeben, nicht jeder zieht sie gern an, aber was wäre ein Winter ohne dicke Wollsocken?

Unsere Vorfahren dachten da genauso und begannen vermut­lich sehr früh damit, ihre Schuhe auszu­pols­tern, um sie bequemer und vor allem wärmer zu machen. Der berühmte Ötzi stopfte sich am Ende der Jung­stein­zeit noch Heu in seine Leder­schuhe, als er in den Alpen unter­wegs war.

1700 Jahre alte Kinder­socke aus Ägypten
© The Trus­tees of the British Museum

Die älteste bis jetzt gefun­denen Socken stammen witzi­ger­weise aus dem warmen Ägypten. In der Stadt Oxyr­hyn­chos fand man eine 1700 bis 1500 Jahre alte Socke. Sie wurde in einer beson­deren Technik herge­stellt. Sie heißt Nadel­binden. Anders als beim Stri­cken braucht man hierfür nur eine Nadel.

Eine Lücke zwischen der großen Zehe und den rest­li­chen zeigt, dass solche Socken in Sandalen getragen wurden, die aussahen wie Flip­flops! Eine rich­tige Ringel­socke, wie ihr sie von Oma kennt, fand man in der Stadt Anti­nou­polis. Auf einer Müll­halde entdeckten die Forscher eine mehr­far­bige Socke in rot, grün, braun und gelb.

Unser deut­sches Wort Socke stammt vermut­lich von dem latei­ni­schen Wort Soccus ab. Das bezeichnet einen einfa­chen Schuh, in den man hinein­schlüpfen konnte. Schrift­quellen aus dem 6. Jahr­hun­dert berichten, dass italie­ni­sche Bene­dik­ti­ner­mönche ihre abge­tra­genen Socken an Bedürf­tige weitergaben.

Bei uns in Mittel­eu­ropa dauerte es ein biss­chen länger, bis diese Mode üblich wurde. Karl der Große hatte im 8. Jahr­hun­dert wohl noch keine Socken, sondern umwi­ckelte sich die Beine mit Woll­bän­dern, wie wir von seinem Biogra­phen Einhard wissen. Ab dem 10. Jahr­hun­dert trug man dann lange, genähte Bein­kleider aus Woll­tuch mit ange­nähten Füßlingen, die aussahen wie Leggings.

Spät­mit­tel­al­ter­li­cher Strick­strumpf aus Jena

Im Mittel­alter ist die gestrickte Woll­socke dann endlich in Thüringen ange­kommen. Bei Ausgra­bungen in Eisenach, Nord­hausen und Jena hat man mehrere spät­mit­tel­al­ter­liche Reste in Latrinen gefunden. Wenn die Socken die Füße nicht mehr wärmen konnten, erfüllten sie also eine ganz andere Funktion… 😉

Flick­stelle einer mittel­al­ter­li­chen Strick­socke aus Jena.