Das Freigelände Weimar-Ehringsdorf mit dem Forschungspfeiler gehört zum Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens. In der Dauerausstellung des Museums erhalten ihr vor oder nach eurem Besuch des Freigeländes umfassende Einblicke in die archäologisch bedeutende altsteinzeitliche Fundstelle.
Der Ehringsdorfer Altmensch
Der Travertin-Steinbruch von Weimar-Ehringsdorf ist eine der bedeutendsten archäologischen Fundstellen zur frühen Menschheitsgeschichte in Europa. Seit 1908 kamen hier Fossilien früher Neandertaler – des Ehringsdorfer Altmenschen – sowie deren Werkzeuge und Beutetiere zutage. Besonders bedeutsam sind die 1925 in 18 m Tiefe gefundenen Schädelreste einer 20 bis 30-jährigen Frau. An der Ehringsdorfer Karstquelle im Ilmtal fanden die Menschen ideale Lebensbedingungen vor. Sie wurden selber mit lebenswichtigem sauberem Süßwasser versorgt. Sie konnten außerdem die hier tränkenden Tiere jagen, darunter Waldnashorn, Elefant, Hirsch und Bär. Die Tierkörper wurden zerteilt und auf trockene Travertinareale gebracht. Dort entzündeten die Ehringsdorfer Großwildjäger ihre Lagerfeuer, die als schwarze Brandschichten im gelben Travertin zusammen mit Knochen erhalten blieben. Die Ehringsdorfer Jäger benutzten technisch bereits hochentwickelte Steingeräte zur Jagd, zur Aufbereitung der gejagten Tiere und auch zur Fell- und Holzbearbeitung. Auch sie wurden im Steinbruch gefunden.
Travertin – Konservator des Augenblicks
Der Travertin von Ehringsdorf entstand während einer Warmphase im Eiszeitalter vor 190.000 bis 240.000 Jahren, im Quartär. An einer Verwerfungsspalte des Ilmtalgrabens traten kalkhaltige Quellwässer zutage, die in eine sich absenkende Geländemulde hineinrieselten. Auf diese Weise bildeten sich die bis zu 20 m mächtigen Travertine. Überreste von Pflanzen, Tieren, aber auch Menschen wurden durch den Kalk eingeschlossen und als Fossilien für die Nachwelt bewahrt. Nach den umfangreichen archäologischen Untersuchungen der vergangenen Jahrzehnte wird ein Bereich des Steinbruchs als „Forschungspfeiler“ für spätere Forschungen bewahrt. Ein idealisiertes Profil des Zentralbereichs der Lagerstätte ist im Ehringsdorf-Raum des Weimarer Museums zu sehen. Die Travertin-Lagerstätte von Ehringsdorf gehört zu den bedeutendsten Geotopen Deutschlands.
Der Steinbruch als Lebensraum
Für einige gefährdete Pflanzen- und Tierarten werden aufgelassene Steinbrüche zu einem wichtigen Lebensraum. Wird in einem Steinbruch oder in Teilen davon der Abbau eingestellt, so entwickelt sich auf engstem Raum ein Mosaik von verschiedensten Biotopen. So bildete sich auch im Ehringsdorfer Steinbruch, in dem seit mehr als 100 Jahren Travertin abgebaut wird, ein Mosaik von Sekundärbiotopen aus. Am Forschungspfeiler wurden Arten angepflanzt, die über Fossilien nachgewiesen sind, so dass hier eine Landschaft wie vor 240.000 Jahren entsteht.