Schon bevor vor 500 Jahren Kanonen und Schwarzpulver verwendet wurden, gab es große Geschosse. Sie wurden aus Stein hergestellt: Blidensteine. Diese Steine können 15 bis 120kg wiegen. Das ist soviel wie ein ausgewachsener Vogel Strauß.
Im Mittelalter dienten sie als Geschosse für eine besondere Form des Katapults, die unter dem Namen Blide oder Tribok bekannt ist. Diese Belagerungsgeräte waren die größten und genauesten Wurfgeschütze, die man vor 600 Jahren in Deutschland kannte.
In Thüringen wurden solche Steingeschosse z. B. auf der Runneburg, nahe der Stadt Weißensee im Landkreis Sömmerda, auf der Wysburg bei Remptendorf im Saale-Orla-Kreis oder im oberen Schloss in Greiz gefunden.
Bliden funktionieren durch das Hebelgesetz. An einem langen Arm wird eine Schlinge befestigt, in der ein runder Blidenstein liegt. Am kurzen Arm wird ein Gegengewicht festgemacht. Dieses konnte fast so schwer wie ein Bus (12 Tonnen) sein, um genügend Schwung zu erzeugen. Vor dem Schuss und zum Beladen musste das Gewicht unter großer Anstrengung nach oben gezogen werden, so dass der lange Arm am Boden lag. Löst man dann den Schuss aus, so fällt der kurze Arm mit hoher Geschwindigkeit nach unten. Der lange Arm schnellt nach oben und schleudert dabei das in der Schlinge liegende Geschoss in die Luft. Die Schlinge ist so gebaut, dass sie den Stein in der Luft „freilassen“ kann, so dass er seinem Ziel entgegen fliegt.
Auf der Wysburg fand man 81 kg schwere Bliden, die 300 m weit geflogen sein müssen.
Übrigens: Das Material für die Blidensteine stammt aus einem Steinbruch, der 20 km weit entfernt im Orlatal lag. Das sind ca. 3–4 Stunden Fußmarsch!