Was sind denn Schlittknochen?

Wusstet ihr, dass man Knochen so sehr polieren kann, dass man sich darin spiegelt?

Die Unter­seite des Knochens wurde durch das gleiten über das Eis glatt geschliffen.
Kaum zu glauben, aber wahr!

Oft sind es die langen Mittel­fuß­kno­chen von Rind oder Pferd, die auf einer Seite entlang ihrer Längs­achse geschliffen wurden. Manchmal wurden auch Knochen von Elch, Rothirsch, Esel und sogar Schaf oder Ziege genutzt. Bei vielen Funden wurde zudem ein Ende ange­spitzt. Manchmal findet man auch Bohrungen, die quer durch den Knochen verlaufen. Durch Expe­ri­mente weiß man, dass diese als Schnüre genutzt wurden, um den Knochen an den Füßen zu befestigen.

Na und was macht man mit einem Knochen unter den Füßen?
Man gleitet! 

Die ältesten Funde solcher Schlitt­kno­chen stammen aus der Region nörd­lich des Schwarz­meeres und aus Ungarn. Sie können bis in das 2. Jahr­tau­send vor Christus zurück­da­tiert werden. In Mittel­eu­ropa finden sich z.B. in kelti­scher Zeit Knochen mit polierter Ober­fläche, die als Schlitt­kno­chen gedient haben könnten. Auch während der römi­schen Kaiser­zeit und der Völker­wan­de­rungs­zeit gab es immer wieder einzelne Funde. Ab dem frühen Mittel­alter waren sie beson­ders weit verbreitet. In Thüringen finden sich über 300 Knochen und Knochen­bruch­stücke, die solche Schleif­spuren zeigen.

Alte Texte belegen, dass Schlitt­kno­chen noch bis ins 20. Jahr­hun­dert verwendet wurden. Nach einer kurzen Pause fanden sich immer wieder begeis­terte Forsche und Laien, die diese alte Technik wieder­auf­leben ließen. 1995 fand in Holland sogar ein Wett­rennen über 100 m mit 40 Teil­neh­mern statt.

Früh­mit­tel­al­ter­li­cher Schlitt­kno­chen aus Oßmann­stedt 8. – 10. Jh. n. Chr.
Doch wie bewegte man sich auf Schlittknochen?

Verschie­dene Expe­ri­mente ergaben, dass man mit den Knochen haupt­säch­lich gerade Stre­cken zurück­legen konnte. Mittel­al­ter­liche Zeich­nungen belegen außerdem den Einsatz eines soge­nannten Prick­stocks, dessen Eisen­spitze zum Anschieben verwendet wurde. Diese Technik erfor­dert etwas Übung. Aber auch das Stehen auf den an der Ober­fläche nur grob zuge­hauenen Knochen ist für uns heute gewöh­nungs­be­dürftig. Vor allem dann, wenn das entspre­chende Schuh­werk wie im Mittel­alter nur aus dünnem Leder besteht. Und doch ist es möglich, mit dieser Art Schlitt­schuh beacht­liche Geschwin­dig­keiten zu errei­chen, wodurch die Unter­seite des Knochens spie­gel­blank geschliffen wird.