Turniere „in klein“
Seit der Steinzeit fertigen Menschen kleine Figuren aus Ton. Im Frühmittelalter finden sich in Europa nur sehr wenige Nachweise. Ab dem 12. Jh. wurden vermehrt kleine Spielfiguren produziert. Auffällig ist die große Anzahl an Pferden und Reitern in den archäologischen Befunden. Teilweise sind sie mit Waffen ausgestattet. Manche besitzen Löcher, die zur Befestigung kleiner Stecken oder Lanzen gedient haben. Vermutlich konnten so die Kinder bereits üben, in die Rolle des Ritters zu schlüpfen, und vom Ruhm gewonnener Wettkämpfe träumen.
Turniere „in groß“
Kaum eine Tradition steht exemplarischer für die Epoche des Mittelalters als die großen Ritterturniere. Ihren Ursprung vermutet man im heutigen Frankreich des 11. Jh. Die Kämpfer traten ungepanzert und mit stumpfen Waffen gegeneinander an. Im deutschsprachigen Raum sind die sogenannten BUHURTE (von hurter „stoßen“) bekannt. Sie bezeichnen überwiegend einen friedlichen Wettstreit und waren zur Zeit der Karolinger und Ottonen beliebt. Bei der sogenannten TURNEI wurde jedoch mit scharfen Waffen gekämpft, so dass in Gruppenkämpfen immer wieder Menschen zu Tode kamen. Daher stellte die Kirche 1130 die Beteiligung an diesen „verabscheuungswürdigen Belustigungen“ unter Kirchenbann. Trotz Verbots waren diese Zusammenkünfte für Ritter in ganz Europa besonders wichtig, weil sie zur Bildung einheitlicher Normen und Werte beitrugen. Im Spätmittelalter entwickelten sich Turniere zum Schauplatz adeliger Machtdemonstration: zu höfischen Festen, an denen Dichter, Sänger und adelige Damen teilnahmen, Politik, Hochzeiten und SCHWERTLEITEN (Ritterschlag) einen Raum fanden und schließlich auch Gottesdienste ihre festen Platz erhielten. Diese Feierlichkeiten konnten sich über ein bis zwei Wochen erstrecken und belastete die Bevölkerung durch Zusatzsteuern. Dies könnte ein Grund gewesen sein, warum zu Beginn des 14. Jh. in Frankreich und England der TJOST als publikumswirksamer Zweikampf verstärkt in den Vordergrund trat.